BERICHT EXPERTENTELEFON \"CHOLESTERIN\" am 09.06.2011
Um das persönliche Risiko einzuschätzen, gilt es, nicht nur den Gesamt-Cholesterin-Wert zu kennen – auch die Untergruppen LDL und HDL sowie die Triglyzeride (Neutralfette) sollten regelmäßig bestimmt werden. Dies gilt insbesondere für Risikopatienten mit Diabetes oder koronarer Herzkrankheit. Doch Betroffene sind häufig unsicher: Sie wissen nicht, welche Zielwerte gelten und wie man schlechte Bluttfettspiegel in den Griff bekommt. Antwort auf ihre Fragen erhielten die Anrufer am 09.06.2011 von vier Fachärzten am Expertentelefon.
Am Telefon saßen für Sie:
Dr. Peter Bosiljanoff, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Nuklearmedizin in einer Gemeinschaftspraxis in München. Schwerpunkte: Prävention von Gefäßerkrankungen, Arteriosklerose, Lipidologie.
Privatdozent Dr. Andreas Förster, niedergelassener Kardiologe in einer Gemeinschaftspraxis in Berlin. Schwerpunkte: Koronare Herzkrankheiten, Herzkatheterdiagnostik, nuklearmedizinische Herzdiagnostik, Hypertonie, Fettstoffwechselkrankheiten, entzündliche Herzmuskelerkrankungen.
Privatdozent Dr. Martin Merkel, Oberarzt der Abteilung Allgemeine Innere Medizin der Asklepios-Klinik St. Georg in Hamburg. Schwerpunkte: Innere Medizin, Endokrinologie/Diabetes und Fettstoffwechsel.
Prof. Dr. Sabine Westphal, Oberärztin des Institutes für Klinische Chemie der Universität Magdeburg, Leiterin des Hormonlabors und der Lipidambulanz. Schwerpunkte: Labormedizin, Lipidstoffwechsel.
Vor allem bei Patienten ab Mitte 40, bei denen noch weitere Risikofaktoren wie erhöhter Blutdruck, Diabetes, Übergewicht oder eine besondere familiäre Veranlagung vorliegen, scheint es nach der Ansicht von Dr. Peter Bosiljanoff sinnvoll, das Lipidprofil genauer zu ermitteln: „Der Arzt wird seine Entscheidung, welche Untersuchung notwendig ist, vom individuellen Risiko abhängig machen“, erklärt der Münchner Kardiologe. Patienten sollten jedoch im Zweifelsfall auch mögliche Mehrkosten in Kauf nehmen, um ein aussagekräftiges Lipidprofil erstellen zu lassen.
Gutes und schlechtes Cholesterin unterscheiden
Die Bestimmung des Gesamtcholesterins allein ist wenig aussagekräftig. Nur ein Blick auf einige Fettuntergruppen kann dem Arzt helfen, das Gesundheitsrisiko der Patienten besser zu beurteilen. Dazu gehört vor allem das LDL-Cholesterin, das auch als „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet wird. Mit Hilfe von Low-Density-Lipoproteinen (LDL) wird dieses Cholesterin zu den Geweben gebracht. Ist jedoch mehr LDL-Cholesterin im Blut, als die Zellen benötigen, wird der Überschuss an den Arterienwänden abgelagert. Damit beginnt Arteriosklerose. In etwa das Gegenteil bewirkt das „gute“, HDL-Cholesterin, das in der Gefäßwand und in der Leber gebildet wird: „Dieses High-Density-Lipoprotein kann Cholesterin, das sich in den Arterienwänden abgelagert hat, abtransportieren und sogar die frühen Vorstufen einer Arteriosklerose rückgängig machen“, erklärt die Magdeburger Oberärztin Prof. Dr. Sabine Westphal. Zusätzlich könnten auch Triglyzeride (Neutralfette) zur Erhöhung des Risikos beitragen.
Auch die Triglyzeride kontrollieren
„Studien konnten zeigen, dass eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit (KHK) vorliegt, wenn die sogenannten Triglyzeride erhöht sind“, betont Dr. Andreas Förster. Dennoch stellen diese Neutralfette allein keinen eigenständigen Risikofaktor für eine KHK dar. Nach den Erfahrungen des Berliner Kardiologen lassen sich erhöhte Werte zunächst durch diätetische Maßnahmen wie fettarme Kost, wenig Alkohol und Gewichtsreduktion gut kontrollieren. Dr. Martin Merkel, Oberarzt an der Hamburger Asklepios-Klinik St. Georg, rät Betroffenen, auf Alkohol möglichst komplett zu verzichten. Bei Menschen mit entsprechender Veranlagung könnten schon geringe Mengen zu erhöhten Werten führen.
Fettwerte behandeln
Basis jeder Therapie sind Lebensstilmaßnahmen, etwa eine gesunde ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung im Alltag. Genügen diese Maßnahmen nicht, weil das persönliche Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten nicht ausreichend gesenkt werden kann, stehen medikamentöse Therapien zur Verfügung. Standard in der Lipidtherapie ist die Gabe eines Statins. Lassen sich die für Risikopatienten empfohlenen Werte damit nicht erreichen, gibt es wirksame Kombinationstherapien. „Welches Präparat für die Kombination eingesetzt wird, hängt von der speziellen Konstellation der Lipidwerte ab“, erklärt Dr. Bosiljanoff. Geht es in erster Linie darum, das LDL-Cholesterin zu senken, lässt sich ein Statin beispielsweise mit einem Cholesterinresorptionshemmer kombinieren. Müssen zusätzlich zur LDL-Cholesterinsenkung auch die Triglyzeride gesenkt und das HDL-Cholesterin erhöht werden, kann man Nicotinsäure zusätzlich zum Statin einsetzen. „Seit einiger Zeit gibt es Nicotinsäure zusammen mit dem Wirkstoff Laropiprant, der die Nebenwirkungen herkömmlicher Nicotinsäure vermindert“, so Prof. Westphal. Seither sei die Behandlung, die bei kombinierten Fettstoffwechselstörungen verordnet wird, deutlich verträglicher geworden.
INFOKASTEN
Weitere Informationen für Interessierte:
- www.herzstiftung.de - Infos zu Herzerkrankungen und Kontakte zu Selbsthilfegruppen
- www.cholesterin.msd.de - Umfassende Informationen zu Blutfettwerten, Lehrvideo, Infobroschüren zum Download, Checkliste für das Arztgespräch, Quiz
- www.lipid-liga.de - Wissenswertes zum Krankheitsbild und seinen Folgen
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